Sie kennen sicher viele großartige Persönlichkeiten: Welche hätten Sie bei der „Krone“-Sport Gala gerne an Ihrem Tisch?
Ich freue mich über jeden Tischnachbarn, mit dem man sich toll austauschen kann.
Wenn wir uns über Ihre Erfolge unterhalten – was bedeuten die Ihnen heute?
Nicht mehr so viel. Seit ich Mutter bin, ist alles, was ich erreicht habe, in den Hintergrund getreten. Heute haben andere Dinge Priorität.
Ihre Medaillen dienen aber Ihrer Stiftung bzw. Ihrem Ziel, dass jedes deutsche Kind schwimmen erlernen soll.
Wenn es geht, auch jedes österreichische! Ich habe mir vor zehn Jahren auf die Fahnen geschrieben, dass jeder, der die Grundschule verlässt, mindestens eine Schwimmart sicher beherrschen soll. Schließlich kann das überlebenswichtig sein.
Wie viele Kinder haben Ihr Projekt quasi schon durchschwommen?
Mehr als 12.000! Es gibt auch erste Ideen, so etwas in Österreich zu beginnen.
In welchen Alter haben Sie Schwimmen erlernt?
Mit fünf. Mein großer Bruder war Schwimmer, ich wollte das auch machen.
Um schneller zu sein?
Ja! Ich erkannte aber auch, was man erreichen kann, wenn man einen Bruder vor der Nase hat. Er hatte Spaß daran und brachte Medaillen nach Hause.
Wann hatten Sie erstmals von Olympia geträumt?
Mit zehn!
Nur vier Jahre später holten Sie 1992 ihre erste Olympia-Medaille. Dank teils brutalem Training und vielen Entbehrungen. Würden Sie Ihren Kindern dazu raten – oder eher abraten?
Weder noch. Denn es gibt Menschen, die für so etwas geschaffen sind. Mir ist wichtig, dass meine Kinder Spaß haben an dem, was sie machen.
Haben Sie denn nie etwa vermisst?
Im Gegenteil! Sport gibt einem so viel. Es waren unfassbar tolle Zeiten. Ich hatte zwar etwas Anderes als Gleichaltrige getan, aber dafür nichts aufgegeben.
Wie oft springen sie jetzt noch in ein Becken?
Nicht mehr oft. Weil ich gar nicht so entspannt schwimmen kann.
Wie halten Sie sich eigentlich heute fit?
Durch Krafttraining mit meinem eigenen Körpergewicht. Aber nicht, um gut auszusehen, sondern um aktiv und fit zu bleiben.
Sie leben – wie man hört – eher zurückgezogen.
Ich habe nie die Öffentlichkeit gesucht. Ich bin zwar dankbar über den Schwimm-Hype, den es in den 90ern auch um meine Person gab, aber heute liebe ich das normale Leben. Ich brauche nicht jeden Tag Applaus.
Das klingt, als wären sie glücklich.
Absolut! Zumal man oft sieht, dass es nicht leicht ist, aus dem verrückten Hochleistungssport auszusteigen.
Oliver Kahn sagte dazu, ihm würden im normalen Leben die Emotionen fehlen, die er als Profi oft erlebt hatte.
Das ist so – auch ich hatte meine schwierigen Phasen. Aber vielleicht gibt’s da auch einen Unterschied zwischen Frau und Mann – die Geburt eines Kindes. Früher haben mich meine Erfolge ausgemacht und waren das Wichtigste in meinem Leben. Jetzt sind das meine Kinder.
Was würden sie jungen Sportlern raten?
Immer man selbst zu bleiben, sich nie zu verbiegen. Weil irgendwann holt einen das ein, jemand anderer gewesen zu sein als man wirklich ist.
Und was raten Sie als Aufsichtsrat der Stiftung Deutscher Sportler Talenten noch?
Dass es ein Leben nach dem Sport geben wird. Daran denkt man natürlich in jungen Jahren nicht. Ich würde deshalb jedem raten, nicht wegen des Sports alles hinzuschmeißen, die Schule abzubrechen und sich ausschließlich auf den Sport zu konzentrieren.